Im Sommer 1980 besuchte ich Sardinien das erste Mal. Schon damals umfing mich der Zauber der Insel
Die ständig wechselnde Landschaft, verträumte Buchten, die Gastfreundschaft der Menschen, der betörende Duft der Macchia.
In den Jahren danach steigerte sich die Leidenschaft. Sardinien zog mich magisch an. Ich war neugierig geworden und die Reisen wurden intensiver.
Es war spannend die verschiedenen Regionen zu verschiedenen Jahreszeiten kennenzulernen. Ich zog umher, kreuz und quer, vom Norden in den Süden, von der Ebene in die Berge.
Mich faszinierten traditionelle Feste und das geheimnisvolle Zelebrieren von Ritualen.
Nie blieb ich länger, ich war getrieben und lernte die Insel lieben. Irgendwann lockte die Einsamkeit der sardischen Bergwelt. Durch tiefe Schluchten und durch dunkle Wälder streifen. Wilde, ungezähmte Urlandschaften erkunden. Zu einem immer wiederkehrenden Erlebnis wurden die Wanderungen auf alten Köhlerwegen oder versteckten Pfaden entlang der steilen Küste durch Karstgebirge zu einsamen Buchten und verlassenen Hirtenbehausungen. Weißer Kalkstein, knorriger Wacholder.
Meeresblicke und ruhige Augenblicke. Allein sein, draußen sein und draußen bleiben.
Damals im Sommer vor vielen Jahren fing auch bei mir alles mit dem Meer an
Wie es so schimmerte in allen Blautönen. Zweisamkeit und Einsamkeit und Strandperlen. Die Insel entführte mich in die Unberührtheit. Und doch, die Seele Sardiniens fand ich im Innern. In den Dörfern und in der ungebändigten wilden Schönheit seiner Berge. Noch immer ist das Umherziehen mein ständiger Begleiter. Ich schenk mir viel Ruhe. Mal sitz ich unterm Olivenbaum, bin einfach nur da, mal da mal dort.
Dem Blätterrauschen der Steineichen lauschen und wenn Frühling ist lausch ich dem Ruf des Kuckucks. Ich mag die hörbare Stille und schau aufs Meer.
Manchmal beobachte ich fleißige Mistkäfer oder schreiende Möwen oder Schafe und Ziegen die meckern, oder Mufflons. Ich freu mich über farbenfrohe Blumenwiesen und Wolfsmilch, und ich mag die zerfurchten und löchrigen Kalksteinhänge und die von Wind und Wetter dahinmodellierten Granitfelsen.
Mein Plan ist meistens ganz gut und sorgfältig im Rucksack verstaut. Meine Vorhaben werfe ich allerdings gerne über irgendwelche Kaktushecken. Manchmal weiß ich in der heraufziehenden Abenddämmerung noch nicht, wo ich in der Morgendämmerung aufwachen werde. Doch freut es mich, wieder was Neues im warmen Sonnenlicht zu sehen.
Und ich habe gelernt mit besten Freunden loszugehen. Und es stimmt wirklich, die Sonne über dem Meer aufgehen zu sehen ist genauso schön wie ein Sonnenuntergang im Westen.
Dieser feine Strand in der stillen Bucht. Was für ein schöner alter Berg. Diese grandiose Aussicht und was für eine majestätische Küste.
Ich vergesse manchmal, was ich mir anschauen wollte und ich mag vergessene Wege und ich mag verlassene Orte …
Sardinien – und die ewige Leidenschaft